Kindliches Stottern

Stottern ist eine sogenannte Redeflussstörung. Auftretende Symptome können Wiederholungen von Lauten, Silben oder Wörtern („Mein Na-Na-Na-Name ist…”), Dehnungen („Ich gehe in die ffffünfte Klasse”) und Blockaden (stumme Pausen) sein. Eine Stotter-Symptomatik kann in Kombination mit dem Poltern auftreten.

Ursachen und Folgen von Stottern

Es gibt keine eindeutige Ursache für das Stottern, vielmehr spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, die unterschiedlich ausgeprägt sein können. Die Redeflussstörung tritt vor allem im frühen Kindesalter auf. Von den etwa 5% der betroffenen Kindern stottert rund 1% auch noch im Erwachsenenalter, was somit in Deutschland etwa 800.000 Menschen betrifft. Bei ersten Anzeichen einer Stotter-Symptomatik sollte ein fachliches Aufklärungsgespräch stattfinden, um den Patienten und die Familie optimal über Möglichkeiten zu informieren. Können andere Störungsbilder ausgeschlossen werden, ist nun eine schnelle Reaktion von Familie, Therapeuten und Ärzten notwendig. Denn Angst, Scham und sozialer Rückzug können Folgen eines nicht behandelten Stotterns sein. Aufgrund einer möglichen Chronifizierung und einem möglichen Sprechvermeiden sollte eine frühzeitige Behandlung bzw. Stottertherapie unbedingt in Betracht gezogen werden. Eine solche Therapie kann bereits für Kinder im Alter von zwei Jahren sinnvoll und erfolgreich sein. Sie ist aber so ausgelegt, dass sie in jedem Alter – also auch bei Erwachsenen – durchgeführt werden kann.

Je nach Störungsbild können auch Coachings oder Hypnosesitzungen eine gute Unterstützung sein.

Stottern im Kindesalter

Kindliches Stottern beschreibt eine unflüssige Sprechweise mit einer Beeinträchtigung im Ablauf von Atmung, Stimme und Lautbildung. Dies wirkt sich auf das Tempo und den Rhythmus des Sprechens aus und schränkt damit häufig die Verständlichkeit und Ausdrucksfähigkeit des Kindes ein. Stottern im Kindesalter wird unter Einbezug des Umfeldes und der individuellen Symptomatik in unseren logopädischen Praxen behandelt. Es tritt bei rund 5% aller Kinder auf, wobei Jungen insgesamt häufiger betroffen sind als Mädchen.

Welche Formen und Symptome des Stotterns gibt es?

Das Stottern kann sich je nach Kind anhand verschiedener Stottersymptome zeigen: Ein mögliches Symptom sind Wiederholungen von Lauten („k-k-k-k- komm“) , Silben („ko-ko-kokomm“) oder Wörtern („Komm“, „komm“..). Die Anzahl der Wiederholungen variiert teilweise. Andere Kinder zeigen Dehnungen von Lauten, die sich mit der Ausatmung verlängern („aaaaaber“, „fffffffalsch“). Die dritte Möglichkeit ist das Auftreten von Blockierungen, die dagegen die Atmung und das Sprechen kurz stoppen lassen. Blockierungen sind insbesondere durch eine hohe und gehaltene Spannung in der Artikulation und weiteren Muskelgruppen gekennzeichnet. Alle drei Formen können an verschiedenen Positionen im Wort vorkommen. Neben den genannten Symptomen gibt es häufig weitere Auffälligkeiten, die begleitend auftreten. Dies können u.a. eine sehr hohe Anspannung in der Atmung oder Mitbewegungen in äußeren Muskelgruppen (z.B in Hand- oder Kopfbewegungen) sein. Einige Kinder beginnen mit dem Einbau von Füllwörtern, meiden gewisse Äußerungen oder stellen ihre Wortwahl plötzlich um. Betrachtet man die gesamte Entwicklung eines stotternden Kindes, so treten teils auch psychische Folgen auf. Beispiele hierfür sind ein verringertes Selbstwertgefühl, Scham, hoher Leidensdruck oder Verhaltensweisen, wie z.B. sozialer Rückzug und das Meiden von Blickkontakt.

Ist Stottern bei Kleinkindern normal?

Eine Sonderform des unflüssigen Sprechens ist das sogenannte „Entwicklungsstottern“. Das Entwicklungsstottern tritt bei betroffenen Kindern zwischen dem 2. und 5. Lebensjahr auf und zählt in dem Fall je nach Ausprägung zur „normalen“ Sprachentwicklung. Die Symptome sind jedoch im Vergleich meist weniger stark ausgeprägt und entsprechen nicht den typischen Stottersymptomen. Ein Entwicklungsstottern ist eher nicht durch Dehnungen oder Blockierungen gekennzeichnet, das unflüssige Sprechen wird eher zwischen den Wörtern anstatt innerhalb der Wörter hörbar. Insgesamt zeigen rund 80% der Kinder zeitweilig diese entwicklungsbedingte Form des Stotterns, wobei nur wenige klassische Stotterer bleiben. Überdauert das Entwicklungsstottern einen Zeitraum von etwa 6 Monaten, so sollten weitere Untersuchungen in Hinblick auf die Symptomatik und das Vorgehen erfolgen.

Wie entsteht Stottern im Kindesalter?

Eine eindeutige nachgewiesene Ursache für das Stottern ist nicht bekannt. Einerseits spielt Vererbung eine Rolle, sodass oft mehrere Familienmitglieder Stotterer sind. Weitere mögliche Auslöser sind Verzögerung der Sprachentwicklung, z.B. im Bereich der Aussprache, wie auch negative Reaktionen des Umfeldes auf ein Entwicklungsstottern des Kindes. Die Entstehung einer Stottersymptomatik begünstigen zudem persönliche Faktoren wie ein eher vorsichtiger und ängstlicher Charakter, hoher emotionaler Stress oder andere psychosoziale Schwierigkeiten. Einige Kinder beginnen manchmal z.B. aufgrund von familiär oder gesellschaftlich empfundenen Drucks, wie auch aufgrund von Traumata, zu stottern. Das Stottern kann daher sowohl allmählich und mit zunehmenden Symptomen, als auch sehr plötzlich auftreten.

Was ist zu tun, wenn ein Kind anfängt zu stottern?

Zeigt ein Kind über das Entwicklungsstottern hinaus eine unflüssige Sprechweise mit typischen Symptomen, so fällt dies zuerst meist der Familie oder den Bezugspersonen aus Schule und Kindergarten auf. Um eine eindeutige und fundierte Diagnose zu erhalten, so ist eine Vorstellung beim Kinderarzt sinnvoll. Dieser untersucht das Kind und erstellt einen Befund. Gleichermaßen kann bereits der Kontakt zu einer logopädischen Praxis gesucht werden, um die logopädische Beurteilung der Unflüssigkeiten einzuholen. Insgesamt gilt, dass nicht jedes stotternde Kind eine Therapie benötigt. Für den Beginn einer Behandlung sprechen neben einer starken Symptomatik unter anderem starke Reaktionen des Kindes, wie z.B. Frustration oder Rückzug. Stellt der Arzt schließlich aufgrund des Bedarfes eine Verordnung für Sprachtherapie aus, so kann mit logopädischen Einheiten begonnen werden. Hier steht zunächst eine umfassende sprachtherapeutische Anamnese und Diagnostik an, um den richtigen Ansatz für die Behandlung zu finden. Generell ist eine Stottertherapie für Kinder ab dem 2. Lebensjahr durchführbar, nach oben gibt es keine Altersbegrenzung.

Wie kann man das Stottern behandeln?

Innerhalb der logopädischen Therapie hat von Anfang an eine enge Zusammenarbeit mit der Familie des Kindes eine hohe Bedeutung. Diese erfolgt in Form von Anleitung für das häusliche Üben, wie auch durch Beratung im Umgang mit der Symptomatik. In der Behandlung können verschiedene Ansätze genutzt werden, um Erfolge zu erreichen. Die Wahl des Ansatzes entscheidet sich je nach Alter und Entwicklung des betroffenen Kindes. Es wird stets altersentsprechend am Stottern gearbeitet, z.B. über das spielerische Erlernen von Sprechtechniken, mit denen z.B. Blockierungen gelöst werden und eine höhere Kontrolle des Stotterns entsteht. Ziel kann dabei ein sogenanntes „flüssiges Stottern“ sein, welches den Sprechfluss nicht mehr behindert. Besonders wichtig ist auch die Förderung der Eigenwahrnehmung und das Erkennen von Stotterereignissen. Parallel wird am gelassenen Umgang des Kindes mit dem Stottern gearbeitet. Oft stellen die Auseinandersetzung und Konfrontation mit der Problematik im Gegensatz zur Vermeidung des Stotterns wichtige Schritte dar.

Ergänzend wird die Therapie meist durch Körper-, Atem- und Bewegungsübungen (z.B. nach dem Konzept Schlaffhorst- Andersen) unterstützt, die sich positiv auf die Muskelspannung und die Atmung auswirken. Fehlspannungen, z.B. in Verbindung mit dem Symptom der Blockierung, kann so entgegengewirkt werden und das Kind erlebt körperliche Entspannung. Derartige Übungen senken meist auch ganzheitlich das Stresslevel des Kindes und sorgen für Sicherheit im Umgang mit den Symptomen. Teils wird auch das Singen als unterstützende Methode genutzt, was vielen Kindern leichter fällt als das Sprechen. Liegt eine besonders hartnäckige Stottersymptomatik vor, so sind im Wechsel zur Therapie in der Praxis auch intensive stationäre Behandlungen in Erwägung zu ziehen.

Wie unterstütze ich mein Kind, wenn es stottert?

Neben der logopädischen Therapie, die in der Praxis erfolgt, haben die Eltern und das engste Umfeld viele Möglichkeiten, das Kind zu unterstützen. Natürlich ist zuallererst das Umsetzten der erlernten Techniken im häuslichen Setting sinnvoll. Unabhängig davon, ob bereits mit einer Therapie begonnen wurde, haben verschiedenen Verhaltensweisen im Umgang mit dem Kind positive Auswirkungen. Strahlen Sie als Elternteil Gelassenheit aus und versuchen Sie, dem Kind jeglichen Druck in Bezug auf das Sprechen zu nehmen. Schenken Sie ihm auch besonders in Sprechsituationen Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Es sollte dabei auf Korrekturen des Kindes verzichtet und nicht um Wiederholung des Gesagten gebeten werden. Nehmen Sie das Kind mit der Problematik an und ermutigen Sie auch die übrigen Bezugspersonen, keine negativen Reaktionen auf das Stottern zu zeigen. Es ist außerdem hilfreich, dass das Kind nicht mit unnötig vielen und zu vermeidenden Fragen konfrontiert wird, auf die dann häufig ein hoher Sprechdruck folgt. Gleiches gilt für Aufforderungen, z.B. von einer bestimmten Situation zu erzählen („Erzähl doch mal, wie war es heute im Kindergarten…“). Oft fällt es dem Kind leichter, wenn es Zuhörer und Sprechanlässe überwiegend selbst wählt.

Versuchen Sie, beim Auftreten des Stotterns ganz ohne Zeitdruck das Unterbrechen des Kindes zu vermeiden. Dies kann frustrierend wirken und bedeutet jeweils einen neuen Sprechbeginn, an dem die Symptomatik tendenziell besonders stark ausgeprägt ist.

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